Laryngorhinootologie 1999; 78(9): 481-490
DOI: 10.1055/s-2007-996913
Rhinologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zytokine und Chemokine bei Nasennebenhöhlenerkrankungen

Cytokines and Chemokines in Sinus DiseasesC. Rudack1 , C. Bachert2
  • 1HNO-Klinik der westfälischen Wilhelmsuniversität Münster (Direktor: Prof. Dr. W. Stoll), Münster
  • 2HNO-Universitätsklinik, Gent, Belgien
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: In den letzten Jahren hat die Untersuchung von Zytokinen, Chemokinen und Adhäsionsrezeptoren zu einer rasanten Entwicklung unseres Verständnisses von Entzündungsreaktionen geführt. Für die verschiedenen akuten und chronischen Erkrankungsformen der Sinusitis lassen sich bestimmte Zytokinmuster definieren, die am Pathomechanismus der Erkrankung zentralen Anteil haben. In diesem Übersichtsartikel werden Daten über Chemokine, Zytokine und Adhäsionsrezeptoren aus verschiedenen in-vitro- und in-vivo-Studien über entzündliche Mechanismen der letzten Jahre zusammenfassend dargestellt und diskutiert. Ergebnisse: Aus den Ergebnissen der diversen Studien ergeben sich kontroverse Befunde, die einerseits auf eine relativ kleine Anzahl zur Verfügung stehender Daten und andererseits auf unterschiedliche Untersuchungstechniken, mangelnde Charakterisierung des selektierten Patientengutes und Unterschiede in der Definition der Erkrankungsbilder zurückzuführen sind. Bei akuten viralen und bakteriellen Rhinosinusitiden werden offenbar proinflammatorische Zytokine hoch reguliert, um die Immunabwehr der Schleimhaut zu induzieren. Beide Erkrankungen sind durch eine IL-8 getriggerte akute neutrophile Entzündungsreaktion gekennzeichnet. Bei der chronischen Sinusitis wird nicht nur dem IL-8 als Neutrophilen-aktivierendem Chemokin eine zentrale Rolle für die Regulation der lokalen Immunabwehr zugeschrieben, sondern auch dem IL-3, das verschiedene Entzündungszellen aktiviert. Die histologisch auffällige Verdickung und Fibrosierung der Schleimhaut im ostiomeatalen Komplex könnte ebenfalls auf seine Wirkung zurückzuführen sein. In Nasenpolypen kommt der Gewebseosinophile analog dem Bronchialasthma eine zentrale Bedeutung in der Pathogenese zu. Ihre Entstehung wird möglicherweise durch eine gesteigerte transendotheliale Migration, wahrscheinlicher jedoch durch eine erhöhte Lebensfähigkeit eosinophiler Granulozyten erklärt. Die Vitalität und Aktivierung Eosinophiler in Polypen wird vermutlich über eine autokrine Stimulation der IL-5-Synthese reguliert. Aus diesem Grunde repräsentiert IL-5 eines der Hauptziele für therapeutische Strategien der Zukunft. Schlußfolgerungen: Die Bestimmung von Zytokin- und Chemokinmuster bei entzündlichen Nasennebenhöhlenerkrankungen bietet uns zukünftig eine bessere Einsicht in immunologische Prozesse, deren Erkenntnisse zielsetzend für neue therapeutische Ansätze sind.

Summary

Background: New insights into inflammatory processes became possible by investigating the pattern of cytokines and chemokines as well as adhesion molecules in different acute and chronic sinus diseases since the last decade. This review aims to update and discuss findings of in vitro and in vivo studies concerning the role of cytokines and chemokines in inflammatory sinus diseases during the last years. Results: Discrepancies in research findings may be due to the small available databases today, the use of different techniques for investigation, and the lack of a valuable Classification of sinus diseases. Despite this discrepancies, there is evidence that in acute bacterial and viral Sinusitis, proinflammatory cytokines play a dominant role in initiating and sustaining the inflammation, which is especially characterized by neutrophil tissue infiltration. In chronic Sinusitis IL-3 dominates the cytokine profile, giving support to a variety of inflammatory cells. IL-3 may also contribute to fibrosis and constant thickening of the mucosa leading to an obstruction of the ostiomeatal complex. In most bilateral nasal polyps, tissue eosinophilia is a striking finding which is believed to play a central role in pathogenesis, as it does in asthma. Eosinophilia may be explained by increased migration and prolonged eosinophil survival. Activation and survival of eosinophils in nasal polyps are thought to be regulated by autocrine Stimulation by IL-5. Therefore, IL-5 represents the main target for future therapy in nasal polyposis. Conclusions: Defining cytokine and chemokine patterns in inflammatory sinus diseases leads to a better understanding of immunologic processes in nasal mucosa. Results of cytokine and chemokine research are of paramount intererst in developing new therapeutic approaches.

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